Der Moment, grosszügig zu sein


    Mit spitzer Feder …


    (Bild: zVg)

    Die Corona-Krise trifft uns alle: Schulen und Unis werden geschlossen, Veranstaltungen abgesagt, Läden dicht gemacht, Cafés und Restaurants verriegelt und ganze Landstriche zur Sperrzone erklärt. Darüber hinaus herrscht Angst und Unsicherheit. Wir befinden uns in einem Ausnahmezustand. Das Virus fordert nicht nur Menschenleben, sondern geht auch in finanzieller Hinsicht ans Eingemachte. Für unzählige steht ihre oft mühsam aufgebaute Existenz auf dem Spiel. So gross der Schock und das Leid ist, auch diese Medaille hat eine zweite Seite. Gerade in einer solchen weltweiten Krise, ist es wichtig auch die guten Dinge zu sehen. Auf den ersten Blick mag dies schwer, wenn nicht gar unmöglich sein, zu erkennen. Doch auf den zweiten und dritten Blick eröffnet diese Notlage uns neue Perspektiven und das Wesentliche des Lebens präsentiert sich – in einer glasklaren Reinheit wie ein wundervoller Frühlingsmorgen mitten in der Natur. Prioritäten verändern sich und an die Stelle von «grösser, besser, schneller», von Kommerz und Konsum, von Egoismus und Selbstsucht treten innere und ethische Werte, die in unserer umsatz- und renditeorientierten Welt leider zu oft verloren gehen. Charaktereigenschaften wie Ehrlichkeit, Intelligenz, Grosszügigkeit, Freundlichkeit, Gerechtigkeit, Entschlossenheit, Mut oder Hilfsbereitschaft sind jetzt gefragter denn je.

    Das Virus macht nicht nur unserem Immunsystem zu schaffen, sondern auch unserer Psyche. So bietet Corona die perfekte Bühne, diverse Ängste zu durchleben, aber auch zu lernen, über sie hinauszuwachsen. Wir werden uns in diesen Wochen wieder unserer Zerbrechlichkeit und Sterblichkeit bewusst und lernen, dass nicht immer alles so funktioniert, wie wir uns das vorstellen. Wir können eben nicht alles unter Kontrolle haben. Jeder von uns hat momentan ein böses Erwachen aus seiner Pseudo-Sicherheit, rein auf Äusserlichkeiten beruht. Was wir jetzt lernen können, ist innere Stabilität zu gewinnen. Wir lernen Sicherheit und Geborgenheit in uns selbst zu finden. Wir müssen uns der Kraft in unserem Innersten zuwenden ganz nach dem Motto «Verlieren wir uns in der Panik oder bleiben wir in unserer Mitte?» Die jetzige Corona-Situation ist die Meisterprüfung für personelle Krisen-Resilienz. Wir werden gezwungen, aus der Hektik des Alltags, aus dem Hamsterrad auszusteigen und uns auf das Wesentliche zu besinnen. Selbstliebe, Nächstenliebe und auch Grosszügigkeit bekommen eine neue Bedeutung. Wir lernen momentan, achtsam mit unserem Körper umzugehen, Grenzen zu ziehen und Dinge nicht zu tun, die uns oder anderen schaden könnten. Wir schützen uns und unsere Liebsten und nehmen dazu einiges in Kauf. Ebenso ist jetzt der Moment, grosszügig zu sein, eines oder gar beide Augen fest zuzudrücken, andere zu unterstützen und ihnen zu helfen. Wer hat gibt und wer nicht hat, nimmt – es gleicht sich schon wieder aus. So sollte die Devise sein.

    Die Hektik des Alltags wird abrupt gestoppt und unser Hamsterrad steht still. Dadurch werden wir entschleunigt und können darüber nachdenken, was wirklich wichtig ist und was nicht. Der Corona-Lockdown führt zu weniger Reisen, weniger Flüge, weniger CO2-Emissionen, weniger Umweltverschmutzung durch Industrie und Wirtschaftsleistung und weniger Feinstaub: Mutter Erde kann verschnaufen. Das Virus führt uns radikal vor Augen: Die globalen Abhängigkeiten sind massiv geworden, unser System ist vulnerabel und die Talfahrt kann blitzschnell gehen. Der Ruf nach resilienten und lokalen Wirtschaftsstrukturen wird immer lauter. Die Krise fordert von uns Flexibilität, Kreativität und Zusammenhalt und zeigt: «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!» Die Epidemie ist Schock und Krise zugleich. Wir erhalten so ein einmaliges «Window of Opportunity», welches wir im Sinne eines tiefgreifenden Wandels nutzen sollten. Corona ist auch ein Aufruf, neue Wege einzuschlagen, regenerative Kulturen aufzubauen, regionale Wirtschaftskreisläufe zu schliessen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die das Leben fördern anstatt es zu boykottieren. Der Wandel hat begonnen – ob es uns passt oder nicht – wir müssen den Weg nun gemeinsam gehen und am Schluss werden wir wie der Phönix aus der Asche wieder aufzuerstehen, geläutert, in unserer Kraft ruhend und mit viel Liebe und Herzensgüte – Gemeinsam schaffen wir das!

    Herzlichst,
    Ihre Corinne Remund
    Verlagsredaktorin

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